Schladern - Falkenweg 20, Familie Kiefer - 1906
Familie Kiefer
Frieder Döring nach einem Interview mit Ursel Schröder, geb. Kiefer, am 01.06.2019
Franz Kiefer, Ursels Vater, wurde 1906 in Bous im Saarland geboren. Sein Vater wurde bald danach als Postbeamter nach Metz versetzt, dort wuchs Franz auf und tat sich als Sängerknabe am Dom hervor. Später wurde sein Vater Leiter des Hauptpostamtes in Koblenz und Franz besuchte dort das Gymnasium, machte das Abitur und studierte Medizin in Bonn und in Marburg, wo er auch promovierte.
Dann kam er als Assistenzarzt ins Koblenzer Marien-Hospital und traf dort seine zukünftige Frau Margot, die als Krankenschwester angestellt war. Sie stammte aus der Rhön, ihre Mutter war kurz nach ihrer Geburt und ihr Vater drei Jahre später gestorben. Sie wurde als Vollwaise von einer Tante in Bingerbrück aufgezogen, machte in Bingen das Einjährige und dann eine Ausbildung zur Krankenpflegerin.
Geheiratet wurde 1938, dann erhielt Franz Kiefer zunächst eine Anstellung in Wuppertal und kurze Zeit danach die Stelle eines Vertrauensarztes in Grevenbroich. Dort wurde 1939 Ursel geboren, und der Zweite Weltkrieg brach aus. Der Vater blieb in seiner Funktion UK (unabkömmlich) und wurde nicht eingezogen. 1943 wurde Klaus geboren in Wadern im Saarland. 1944 als der Bombenkrieg richtig heftig war, schickte Franz seine Frau und die Kinder in die Rhön zu ihren Bekannten und Verwandten in Schmalnau. Er selbst kam in Frühjahr 1945 nach und wurde dort vom Einzug der Amerikaner überrascht, die ihn als Arzt gebrauchen konnten und ihn in einen Sanka (Notarztwagen) steckten. Er montierte an ihre Wohnungstür ein Schild „Infektions-Klinik“ und wurde von den Soldaten nicht weiter behelligt. Klaus bekam dort eine Diphterie, war lebensbedrohlich erkrankt und konnte nur gerettet werden, weil der Vater Impfstoff von den Amerikanern organisieren konnte. Ursel wurde zunächst in Schmalnau eingeschult.

v. links: Klaus, Mutter Margot, Vater Franz, Ursel, Michael und Georg Kiefer. Foto: Kiefer
Franz Kiefer bekam durch Bekannte den Hinweis auf eine freiwerdende Kassenarztstelle in Windeck-Dattenfeld, bewarb sich und erhielt sie zugeteilt. Ursel wurde da erneut eingeschult Diese Arztstelle wurde 1949 aber nach Schladern verlegt, deshalb musste sie wieder die Schule wechseln. Im gleichen Jahr hatte die Mutter eine Zwillingsgeburt, musste von Dr. Molly im Dattenfelder St.-Josef-Hospital per Kaiserschnitt entbunden werden, wobei sie viel Blut verlor. Deshalb machte man eine Transfusion mit Blut von ihrem Mann, der die Blutgruppe 0 hatte, die als allgemein verträglich galt, die ihr aber eine lebensgefährliche Abwehrreaktion einbrachte. Von den neugeborenen Söhnen war Georg kräftig und gesund, Michael apathisch und ohne Atmung, weshalb der Vater ihn mit den damals üblichen Schleudertechniken wiederbelebte.
1951 kaufte der Vater dann das Haus Augustin (Türmchensvilla) in der Schulstraße, heute Falkenweg, neben der katholischen Volksschule in Schladern von Helmut Schneider (gen. Bubi), der es durch seine Frau, eine geborene Augustin, bekommen hatte. Dort arbeitete der Vater im Praxisanbau bis zum Lebensende am 13.12.1969, seine Frau starb erst 30 Jahre später, 1993. Der Sohn Georg, auch Dr. med., übernahm dann diese Landarztpraxis und übergab sie 2019 an seinen Sohn Thomas, der nun mit seiner Familie ins Eltern- und Großelternhaus zog. Ursel wurde Lehrerin und heiratete Wolfgang Schröder, ebenfalls Lehrer, (verstorben 2018). Sie hat drei erwachsene Kinder und lebt noch in Schladern (2019 verstorben) im ehemaligen Kammerich-Gasthaus, da ihre Schiegermutter eine geborene Kammerich von dem Schladerner Familienunternehmen Eisen- und Metallwerke Kammerich war. Georgs Zwillingsbruder Michael starb bereits 2007 ganz plötzlich. (Anm. d. Redaktion: Dr. Georg Kiefer +2023)