Das verschwundene Schwänzchen von der Bachmühle
Das verschwundene Schwänzchen von der Bachmühle, durch Loni Schmidt

Loni Schmidt, rechts, mit Ihrer kleinen Schwester vor der Bachmühle
Loni: In meiner Jugendzeit sind in der Bachmühle die legendären Hähnchen erfunden worden. So ein Hähnchen kostete mit Pommes frites Drei Mark Fünfzig. Das war ja sehr preiswert, und dadurch war da immer ziemlich viel Betrieb und die ganze Familie musste mithelfen. Ich auch, ich gehörte halt eben zu den Ältesten. Aber es hat mir nichts geschadet.

Loni als Teenager
Mein Onkel, der später der Wirt war, war mitunter etwas seltsam. Er war immer der Meinung, in seinem Haus könnte nichts passieren. Nur hatte er nicht mit seiner Nichte gerechnet, die mit ihren Freunden an vorderster Front ganz agil agierte. Es wurde jedes Jahr mehrfach geschlachtet, denn es gab dort immer Hausmacherplatten. Die Wurst musste natürlich auch da sein, und das wurde in Eigenregie gemacht. Das übernahm mein Vater, der Metzgermeister war. Ich weifl nicht, wie wir darauf kamen, aber wir standen an der Theke, und eins führte zum anderen. Mein Onkel erzählte, dass das geschlachtete Schwein im Keller hing. Dann sagte jemand: "Pass aber gut auf, dass wir dir nicht das Schwänzchen von dem Schwein abschneiden." Dann sagte er: "Auf keinen Fall passiert das. Hier ist alles gesichert. Es ist alles abgeschlossen. Ihr kommt nirgendwo dran." Wir haben uns alle mal angesehen und gen‰hert. Dann haben wir ein bisschen gewartet, und ich bin durch die Küche in den Keller gegangen und habe von unten die Türe entriegelt. Zwei Freunde gingen vorne raus und um das Haus herum in den Keller. Wir schnitten das Schwänzchen ab und verpackten es im Auto. Dann haben wir uns wieder an der Theke getroffen und so getan, als w‰re nichts passiert. Wir überlegten: "Was machen wir jetzt mit dem Schwänzchen?" Da kam ein Freund, der in Köln arbeitete, auf die Idee: "Ich verpacke es schön und warte noch ein bisschen, bis es anfängt zu stinken. Dann tun wir es in einen Karton und schicken es per Express nach Windeck." Per Express bedeutete, dass du das Päckchen in Schladern am Bahnhof abholen musstest; es wurde nicht zugestellt. Also musstest du selbst nach Schladern fahren und dann auch noch 10 DM bezahlen, weil wir es nicht frankiert hatten, es war unfrei. Ja, und dann hat mein Onkel die Nachricht bekommen. Sie riefen ihn vom Bahnhof an und sagten, er müsste ein Päckchen abholen. Natürlich war das Geschrei groß, als er ein stinkendes Schweineschwänzchen entdeckte. Es war vorher schon vermisst worden, aber niemand wusste, wo es war. Man fand schnell heraus, dass die Nichte, also ich, wieder ihre Finger im Spiel hatte. So haben wir eine Menge Blödsinn gemacht.
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