Leuscheid-NiederleuscheiderStraße58-GasthofJägerhof-1900
Leuscheid-NiederleuscheiderStraße58-Gasthofjägerhof-1900
"Gasthof zum Jägerhof - Leopold Hundhausen in Leuscheid
erbaut 1799
von Günter Budach, 2024

Die ehemalige Gaststätte in der Niederleuscheider Straße 58 mit einem kleinen Saal - der Eingang zum Saal rechts. Das Haus wurde top renoviert und ist heute ein Schmuckstück. Auch der kleine Saal ist noch erhalten. Im Saal war eine Empore, hier wurden von den Sängern der Eintracht in den Wintermonaten Theaterstücke aufgeführt. Vom Eintrittserlös wurde dann der Chorleiter bezahlt.


Theateraufführung vom MGV "Eintracht" Leuscheid 1937
Leopold Hundhausen wurde am 07.01.1854 geboren, die Eltern waren Friedrich Wilhelm Hundhausen (Kaufmann) und Anna Margaretha, geborene Piller, aus Reidershof. Leopold Hundhausen verstarb am 05.08.1934 mit 80 Jahren.

Auf diesem Foto der alte Straßenverlauf der Strafle aus dem Ort nach Niederleuscheid und Saal. Links die ehemalige Gaststätte / ehemals Haus Dachdecker Toni Breuer. Die nächsten zwei Häuser und die beiden Häuser auf der rechten Seite fielen 1973 dem Straßenneubau zum Opfer und wurden abgerissen. Rechts, hinter dem kleinen Kind die Straße nach Saal.
Das kleine Mädchen auf dem Bürgersteig rechts ist Ulrike Hofmann, früher Ottersbach, Schwester von Gunter, geb. 1956.
Die beiden Häuser im oberen Bereich stehen noch. Oben rechts steht heute der Brunnen und befindet sich die Treppe zur Kirche. Man muss sich vorstellen, der Verkehr von Rosbach nach Weyerbusch lief durch den Ort Leuscheid und insbesondere die Lastwagen mussten sich durch die engen scharfen Kurven quälen. Nachdem dann die Begradigung durch Leuscheid abgeschlossen war und die schönen Häuser verschwunden waren, wurde die K 7 (Umgehung Leuscheid) im Jahre 1976 befahrbar. Was für eine Schande.
Zu Orientierung, die Straße von Niederleuscheid bis zur Kreuzung wurde in den Jahren 1960/61 gebaut.
Das Gebäude "Jägerhof" kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. In diesem Hause wurde 1912 der MGV "Eintracht Leuscheid" gegründet. Der Gesang in Leuscheid bestand bereits vor 1890 hier allerdings unter Leuscheider MGV. 1904/1905 wurde ein zweiter Verein mit dem Namen Leuscheider Sängerkreis gegründet. 1912 kam es zur Vereinigung unter MGV "Eintracht". Die Proben fanden bis 1922 im Lokal Leopold Hundhausen - Gasthof zum Jägerhof - statt. 1922 wechselte die Eintracht zum Lokal Christian Hundhausen (heute Gaststätte Paulus) um.
Nachstehend ein Foto der Eintracht vor dem Lokal "Gasthof zum Jägerhofì anlässlich des zehnjährigen Bestehens im Jahre 1922.

Mit Hilfe von Hanni Kunz aus Saal haben wir fast alle Namen ermitteln können.
Obere Reihe: Paul Gansauer - Eutscheid, Friedrich Fuchs - Obersaal, NN, Willi Ludwigs - Kocherscheid, NN, Eduard Himmeröder - Obersaal, Friederich Kunz - Locksiefen, NN, Wilhelm Färber - Locksiefen, Friedrich Engelbert - Obersaal, Reinhard ? - Leuscheid, Gustav Fuchs - Obersaal, August Engelbert - Locksiefen, Friedrich Heuser - Niedersaal, Heinrich Himmeröder - Obersaal.
Vordere Reihe: Karl Dünzer - Niedersaal, Erich Sommer - Alsen, Erwin Schmidt - Eutscheid, Gerhard Bitzer ?, Chorleiter - Reidershof, Fritz Gansauer - Niedersaal, Heinrich Fuchs ?, Vorsitzender - Niederleuscheid, Friedrich Fuchs - Niedersaal.

Gerhard Bitzer übernahm die neu gegründete Eintracht im Jahre 1912 mit 21 Jahren. In der Chronik ist zu lesen: "Ohne musikalische Ausbildung, vermochte er dennoch mit seinem Können Sänger und Zuhörer zu überzeugen".

Gesundheitliche Gründe veranlassten ihn im Jahre 1925 zurückzutreten. Er verstarb 1938 mit 46 Jahren. 1925 und eine kurze Zeit im Jahre 1926 übernahm er auch die Leitung vom MGV "Waldfrieden" Irsen. Hier vermerkte der Chronist: "Ein tüchtiger befähigter Mann". Der Chronist weiter: "Trotz seines schweren Leidens hat er es sich nicht nehmen lassen, außer dem MGV "Eintracht" auch von unserem Verein die Führung zu übernehmen". Das erste Lied mit Gerhard Bitzer "Mein Deutsches Volk" hatte er selbst komponiert. Die Originalnoten von diesem Lied sind in Irsen und auch beim Vorsitzenden der Eintracht nach über hundert Jahren heute noch vorhanden. Leider zwang ihn seine Gesundheit auch in Irsen aufzuhören.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden im Lokal Leopold Hundhausen französische Kriegsgefangene untergebracht, die bei den Landwirten arbeiten mussten. Zum Ende des Krieges wurde es auch als Lazarett genutzt.
Zu den Franzosen noch eine Begebenheit: Eine Lehrerin mit Kenntnis der französischen Sprache, die in Leuscheid evakuiert war, fragte einen Soldaten auf Französisch: Was haben Sie den heute gearbeitet. Der Franzose antworte auf Löschender Platt: Ich hän hüt Mäst jespreet.
Nach dem Kriege wurde der Ausschank eingestellt, und es zog die Spar- und Darlehnskasse mit einem B¸ro hier ein. Auf der anderen Seite der Strafle (jetzt Wohnhaus Weyand/ Dieter Ort) stand eine grofle Scheune, die der Spar- und Darlehnskasse als Lagerraum diente.

Nach dem Neubau und Umzug der Spar- und Darlehnskasse um 1950, neben die Metzgerei (ehemals Vogel), wurde die Gaststätte bis heute als Wohnhaus genutzt.
Spar- und Darlehnskasse Leuscheid
Das Gebäude stand neben der Metzgerei Vogel. Zwischen den beiden Gebäuden der Weg zu den Lagerhallen. Heute führt hier die Straße nach unten zur Niederleuscheider Straße vorbei. Im Gebäude vorne der Eingang zum Geldgeschäft und rechts die Rampe und der Eingang zum Warenlager.

Die Spar- und Darlehnskasse übergab dann das Geldgeschäft 1979 an die Eitorfer Raiffeisenbank und führte den Betrieb als Warengenossenschaft weiter.
Wie bekannt, steht dieser Neubau der Spar- und Darlehnskasse/Warengenossenschaft ebenfalls nicht mehr. Die Gebäude wurden 1997 abgerissen und der Betrieb am Sportplatz weitergeführt. Nunmehr ist dort die Firma Hundhausen und der Raiffeisen-Markt untergebracht.
Die nachstehenden Unterlagen wurden in der ehemaligen Gaststätte Hammer in Herchen-Bahnhof gefunden. Offensichtlich wurde von hier Ware bezogen.
In den frühen Morgenstunden des 12. April 1973 brannte die Gaststätte vollständig ab und wurde nicht mehr aufgebaut.

Auch dieses Foto (das gleiche wie am Anfang, aber in besserer Qualität) wurde in der ehemaligen Gaststätte Hammer gefunden.
Hammer war nicht nur der Name der Gaststätte, sondern auch ein Ortsteil von Herchen-Bahnhof. 1909 wurde der Ort anlässlich der eingestürzten Eisenbahnbrücke bei dem Sieghochwasser 1909 in der Eitorfer Zeitung als Herchen-Hammer bezeichnet. 1919 wurde dann erstmals in einer Geburtsurkunde nicht mehr Hammer, sondern Herchen-Bahnhof angegeben.
Eigentümer der Gaststätte war um 1900 ein Friedrich Gerhard Hundhausen, der wohl der Bruder von Leopold Hundhausen war. 1877 wurde Friedrich Gerhard Hundhausen bei der Hochzeit seiner Tochter "Fabrikant" genannt. Offensichtlich wurden in der Gaststätte auch irgendwelche Waren verkauft.
Hier ein paar Fotos vom Haus Hammer:

Das Anwesen Hammer um 1900
Das Anwesen um 1920

1912: War Gustav Pascher der Wirt in Herchen Hammer.
Nicht nur für Leopold Hundhausen, sondern auch für Kunden aus Leuscheid, wurde ein Warenkonto angelegt und die Leuscheider Geschäftswelt auf einem besonderen Blatt aufgeführt. Das Warenkonto datiert aus dem Jahre 1912.

